Wissen - Kennenlernen
Eingangscheck
Bei jedem neuen Nymphensittich ist es empfehlenswert, einen Eingangscheck beim Tierarzt machen zu lassen. Ein Transport und Umzug, sowie die neue Umgebung verursachen Stress und dieser hat negativen Einfluss auf das Immunsystem. So können Krankheiten zu Tage treten, die das Immunsystem des Vogels bisher in Schach halten konnte.
Bevor man einen Neuzugang in seinen Schwarm setzt, sollte daher zum Schutz aller anderen Nymphensittiche ein allgemeiner Check durchgeführt werden, sowie räumlich getrennt eine Quarantäne eingehalten werden. Je mehr Vögel schon vorhanden sind, desto wichtiger wird diese Maßnahme!
Hierzu wird zunächst über mindestens 3 Tage Kot gesammelt. Am besten bewahrt man ihn im Kühlschrank auf (in Frischhaltefolie, einem Kotröhrchen oder einer Filmdose). Den gesammelten Kot bringt man dem Tierarzt mit.
Ebenso sollte man sich auf folgende Fragen des behandelnden Arztes vorbereiten, die er stellen wird, um sich einen Gesamteindruck zu verschaffen.
- Haltung in Käfig/Voliere (Größe?)
- Freiflugmöglichkeit (wie oft, wie lange?)
- Lufttemperatur und relative Luftfeuchtigkeit (zu messen mit einem Hygrometer)
- Was wird gefüttert? Körnerzusammensetzung, Frischfutteranteil, Mineral- und Vitaminzusätze, vorgenommene Veränderungen an Fütterungsgewohnheiten
- Herkunft des Vogels
- Alter des Vogels soweit bekannt
- Frühere Erkrankungen soweit bekannt
Dann sollte sich der Tierarzt dem Vogel zuwenden und folgende Punkte beurteilen. Dazu nimmt er den Nymphensittich in die Hand. Er sollte nicht mit bloßen Händen gegriffen werden, sondern mit Hilfe eines sterilen Tuches, welches nicht mehrfach verwendet wird. Kliniken nutzen i.d.R. Zellophantücher.
Untersuchung | Beurteilung |
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Ernährungszustand | anhand des Brustmuskels |
Hydrationszustand | durch Ansicht der Haut und/oder des Auges |
Federn | anhand der Färbung der Federn, Prüfung auf Stresslinien und Federparasiten |
Haut | Prüfung auf Verfärbungen oder Schwellungen der Haut |
Schnabel | durch Ansicht Schnabelform (zu lang, gebrochen oder Stücke abgebrochen) |
Krallen | durch Ansicht der Krallenlänge und -stellung |
Auge | durch Prüfung auf Trübungen, Beläge o.ä. |
Nase, Wachshaut | sind Auflagerungen, Deformationen o.ä. gegeben |
Schnabelhöhle | durch Ansicht der Schleimhaut (Rötungen vorhanden?) |
Ohren | durch Ansicht mit Endoskop |
Kropf | durch Ansicht der Wanddicke, Füllungsgrad und Füllungsart |
Leibeshöhle | durch Abtasten des Umfangs |
Kloake | durch Ansicht - Sauberkeit |
Extremitäten | durch Ansicht von Flügel, Fußballen und Ständer, Prüfung, ob der Ring sitzt |
Gewicht | durch Wiegen des Vogels |
Ring | durch Prüfung auf Beinschwellungen, ggf. entfernen - in jedem Fall Ringnummer aufschreiben |
Folgende Untersuchungen sind sinnvoll, für die reines Ansehen des Vogels nicht ausreicht
Untersuchung | Zweck |
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Sammelkot | Zur Durchführung einer parasitologischen Kotuntersuchung: Der Kot muss dazu über mindestens 3 Tage gesammelt werden, da die Ergebnisse sonst nicht aussagefähig sind. Die Probe wird ins Labor geschickt und das Ergebnis liegt in einigen Tagen vor. |
frischer Kot | Beurteilung unter dem Mikroskop: Bakterien, Kokken, Endoparasiten, Megabakteriose können sofort festgestellt werden |
Kropfspülprobe oder -abstrich | Beurteilung unter dem Mikroskop: Bakterien, Kokken, Hefen, Trichomonaden, Megabakterien bakteriologische und mykologische Kultur |
Psittakose/Ornithose | Test, ob der Vogel die Papageienkrankheit hat. Dies kommt leider wieder häufiger vor. Dreifachtupferprobe aus Auge, Schnabel, Kloake |
Eventuell Tests auf Virusinfektionen
Untersuchung | Zweck |
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PBFD | Psittacine Beak Feather Disease infektiöse und hochkontaginöse Viruserkrankung mit weiter Verbreitung Erreger: Circoviren Für den Test wird eine Feder des Brustgefieders gezogen und eventuell Blut abgenommen. |
Polyoma | Rennerkrankheit, Fanzösische Mauser oder auch BFD (Budgerian Fledgling Disease) infektiöse und kontaginöse Viruserkrankung mit weiter Verbreitung Erreger: Polyomavirus Für den Test wird eine Feder des Brustgefieders gezogen und eventuell Blut abgenommen. |
Borna / PDD | Neuropathische Drüsenmagenerweiterung, Neurogene Drüsendilatation, Macaw Wasting Disease, Proventricular Dilatation Disease (PDD), Proventricular Dilatation Syndrom (PDS) Erreger: Aviäres Bornavirus (ABV) Für den Test werden Abstriche von Kropf und Kloake benötigt, sowie Blut für einen Test auf Antikörper. Diesen führen derzeit nur wenige Labore durch, führend ist die Uni Gießen. |
Pachecosche Krankheit (Herpesviren) | Pachecosche Papageien-Krankheit (PPK),Pacheco's Disease, Pacheco's Parrot Disease (PPD) Erreger: Das Pacheco-Virus, ein Herpesvirus, auch Pacheco's Disease Virus (PDV) Für den Test werden 2 - 3 frisch ausgezogene Federkiele, Blut und Abstriche von Auge, Rachen und Kloake, sowie des Kots benötigt. |
Wer Nachwuchs möchte oder diesen nicht sicher verhindern kann, sollte auch Virentests durchführen. Zum einen ist eine Brut für die Elterntiere immer mit Stress verbunden, der vorhandene Virusinfektionen zum Ausbruch bringen kann, zum anderen sind besonders Küken dadurch gefährdet. Sie sterben früh, wenn die Krankheit direkt ausbricht. In jedem Fall aber tragen sie das Virus weiter, wenn man sie vermittelt und so gefährdet man noch nicht infizierte Bestände.
Autor: Susi, letztes Update (Susi): 21.11.2017